Zum Tode verurteilt, weil er zu viele Menschen zum Tode verurteilt hatte.

Einer ungewöhnlichen Logik fiel ein ehemaliger hochrangiger Jurist des IS, Richter IS Abu Jaafar al-Hattab, laut einem Bericht auf Spiegel Online zum Opfer. Abu Jaafar al-Hattab soll das muslimische Konzept des sog. „Takfir“ zu intensiv angewandt haben.

Takfir erlaubt es einem islamischen Gelehrten, andere Muslime zu Ungläubigen (Kafir) zu erklären. Das ist für den Betroffenen insofern problematisch, als auf der Abkehr vom Islam in einigen Ländern die Todesstrafe steht. Praktischerweise u.a. in jenen, in denen Takfir anerkannt und praktiziert wird. Das sind keinesfalls alle muslimischen Staaten – Takfir ist nämlich – wie so viele Rechtsinstitute – sehr umstritten. Die Al-Azhar-Universität in Kairo, das wichtigste sunnitische Theologiezentrum, lehnt Takfir ab. In Saudi-Arabien und in den vom IS kontrollierten Gebieten ist Takfir aber anerkannt.

Offenbar bestand jedoch Streit über seine Voraussetzungen. Während es lange Zeit toleriert wurde, dass beispielsweise alle IS-Rivalen, wie die Mitglieder anderer radikaler Gruppen, zu Ungläubigen erklärt werden konnten, vertrat Abu Jaafar al-Hattab offenbar eine Mindermeinung, als er erklärte, dass auch jener ein Ungläubiger sei, der Ungläubige nicht als Ungläubige bezeichne. Diese Auslegung ging der IS-Führung (hM) offenbar zu weit: Allzu leicht hätten sie auf diese Weise zu Ungläubigen erklärt und aus dem Weg geräumt werden können. Die juristische Auseinandersetzung zwischen Politik und Justiz ist zugunsten ersterer ausgegangen. Abu Jaafar al-Hattab wurde kürzlich hingerichtet.

Abu Jaafar al-Hattab wurde also zum Tode verurteilt, weil er zu viele Menschen zum Tode verurteilt hat. Einer ähnlichen Logik bedienten sich auch Pietro della Briotta Parol. Er fand heraus, dass es in der Wissenschaft zu viele Studien gebe. Wie? Selbstverständlich mit einer Studie.

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