7 Tage mit einem Mörder

In der NDR-Reihe „7 Tage..“, die sonst zu  anderen gesellschaftlichen Minderheiten wie Veganern, Prostituierten, Schlachtern oder Singles führt, widmet sich eine Folge vom 28. März 2018 (online bis 28. März 2019) einem wegen Mordes verurteilten Mann, der vor zehn Jahren unter etwas unklar bleibenden Umständen, jedenfalls recht spontan, seine Nachbarin umgebracht hat. 

Lohnend ist die Dokumentation, weil sie einen kleinen Einblick in das persönliche Seelenleben eines zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilten Menschen liefert.

Anstrengend ist jedoch die ständige Selbstspiegelung der Journalistin, die die halbe Stunde unter die Leitfrage zu stellen scheint, wie es ihr dabei geht, einen Mörder zu treffen, ihm gar die Hand zu geben (oha!), und dessen Perspektive zu hören. Es mag ja zuweilen schön sein, wenn Menschen unbefangen an eine Arbeit herangehen. Leider nimmt dies, stets untermalt mit Bildern vom Betreten und Verlassen der JVA und der Heimfahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, jedoch so viel Zeit ein, dass die Aussagen des insgesamt ziemlich aufgeräumten und reflektierten Gefangenen, der seine Haftzeit unter anderem mit der Mitarbeit an der Gefangenenzeitung und beim Erlernen des Klavierspiels herumbringt, aus angeblich 21 Stunden Interviewmaterial arg zusammengeschnitten werden mussten.

Problematisch ist auch, dass sämtliche Fragen einem halbstündigen Brainstorming zu entstammen scheinen, jedenfalls die mannigfaltigen Veröffentlichungen zur Wirkung gerade des Langzeitvollzugs oder zu den rechtlichen Voraussetzungen der Aussetzung des Strafrestes bei lebenslanger Freiheitsstrafe der nicht zur Kenntnis genommen worden sind und man ganz auf das Gefühlige setzt. Überraschend allein die letzte Frage des Gefangenen: „Haben Sie eine Frage vorbereitet und sich dann nicht zu stellen getraut haben?“ Das enttäuschte Gesicht des Gefangenen beim „Nein“ der Journalistin fasst die Doku, die als leicht voyeuristischer Selbstfindungstrip der Journalistin daherkommt, dann auch gut zusammen.

Da man aber für jedes, zumal mit Bewegtbild unterlegtes, Stück Information aus dem Strafvollzug dankbar sein muss, hier der Link:

https://www.ardmediathek.de/tv/7-Tage/7-Tage-mit-einem-M%C3%B6rder/NDR-Fernsehen/Video?bcastId=14049104&documentId=51186092

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