Von guten und schlechten Euros: Deutscher Kinderschutzbund nahm 5,3 Mio € aus Geldauflagen an

Als der Kinderschutzbund Niedersachsen erklärte, die Geldauflage im Fall Edathy wegen des Besitzes von Kinderpornographie in Höhe von 5.000,00 nicht annehmen zu wollen, haben wir uns ein bisschen gewundert.

Nicht weil wir Sorge um die Finanzierung des DKSB oder seiner Regionalverbände hätten – die Weigerung, sich an der der straflosen Beendigung dieses über die Maßen öffentlichen Verfahrens nicht auch noch zu „bereichern“ trifft ja durchaus einen Nerv und hat, wie wir jetzt wissen, zu einer erheblichen Spendenbereitschaft geführt. So sollen bislang 40.000,00 € eingegangen sein.

Nein, wir haben uns gewundert, weil der Deutsche Kinderschutzbund stets ein beliebter Empfänger für Geldauflagen gerade in Strafverfahren wegen des Besitzes kinderpornographischer Schriften war. Konkrete Zahlen hatten wir nicht zur Hand, weil jedenfalls der Landesverband Niedersachsen nur sehr sparsam über seine Einnahmen informiert und auch der Bundesverband die Erträge aus „Mitgliedsbeiträgen, Zuwendungen, Bußgeldern und Erbschaften“ in Höhe von 957.284,35 € zusammenfasst und nicht einzeln aufschlüsselt. Die Rechercheorganisation correctiv hat die Daten aber zusammengetragen und zeigt: Zwischen 2011 und 2013 hat der Deutsche Kinderschutzbund insgesamt (also sein Bundesverband und die Landesverbände) 5,229 Millionen Euro aus genau jenen Geldauflagen eingenommen, die sie nun in der Causa Edathy heroisch abgelehnt haben. Dabei stellen die niedersächsischen Vereine des Kinderschutzbundes keine Ausnahme dar. Sie erhielten 689.705,00 €.

Zwar mag man einwenden, dass es dabei nicht immer um Fälle von Kinderpornographie ging. Aber andererseits stehen die Empfänger sehr häufig in einem inhaltlichen Zusammenhang zur vorgeworfenen Tat. Bei Straftaten gegen Polizisten geht das Geld z. B. gern an den Polizeiunterstützungsfondss Grüner Stern. Und bei vorgeworfenen Straftaten zu Lasten von Kindern denken Richter, Staatsanwälte und auch Verteidiger eben gern an Kinderschutzorganisationen. Wobei nicht alle gleichermaßen erfolgreich sind: UNICEF erhielt beispielsweise nur ein Zwanzigstel der Summe des DKSB.

Die Zahl der Fälle, in denen der Kinderschutzbund die Annahme der Geldauflage bislang abgelehnt hatte, ist bei Correctiv übrigens nicht dokumentiert, wären aber eine geeignete Frage an den Kinderschutzbund in Niedersachsen.

Sollte sie nicht in einem relevanten Bereich liegen (und wir tippen auf einen Wert nahe 0) ist die Verweigerung der Annahme der Zahlungsauflage von Sebastian Edathy nur eines: Heuchelei.

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Eine Antwort

  1. Martin Overath sagt:

    Ich habe dem DKSB Landesverband NS e.V. € 0,01 statt € 5.000,00 überwiesen mit der Bitte im Verwendungszweck, meinen Spendenbetrag nicht abzulehnen.

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