Mord en miniature

Im Polizeiruf vom 28. Juni 2015 wird in einem Waldstück bei München die Leiche der Möbelfabrikantin Hoffer und die ihres Hundes gefunden. Obwohl die Leiche teilweise entkleidet ist, schließt der Rechtsmediziner ein Sexualdelikt aus. Die Kommissare Hanns von Meuffels (Matthias Brandt) und Constanze Hermann (Barbara Auer) finden bald heraus, dass sich ein Motiv für den Mord an der Unternehmerin aber auch aus ihrem beruflichen oder privaten Umfeld ergeben könnte.

Hoffer plante, den Betrieb ins Ausland zu verkaufen, wodurch die Mitarbeiter in Bayern ihren Job verloren hätten. Ein Mord zum Erhalt des eigenen Arbeitsplatzes würde mit Sicherheit als niedriger Beweggrund bewertet werden, möglicherweise auch als habgierige Tat. Aber auch Hoffers Ex-Mann Peter Brauer (Justus von Dohnányi) hatte „Anlass“, seine Frau zu töten, da sie ihn immer wieder gedemütigt hatte.

Brauer wird zum Hauptverdächtigen, als dann auch noch die Tierärztin des Hundes Werfel aussagt, sie habe aus ihrem vorbeifahrenden Zug gesehen, wie Brauer die Hoffer in dem Wald gewürgt hat. Für die Kommissare ist das Grund genug, Brauer gleich mal in Untersuchungshaft zu nehmen (§§ 112 ff. StPO). Doch gelingt es den Ermittlern nicht, den Verdacht gegen Brauer zu erhärten, insbesondere weil sich keine Spur zu dem roten Alfa Romeo finden lässt, der von Videokameras zur Tatzeit in der Nähe des Tatortes gefilmt wurde. Die Kommissare stellen fest, dass sie Brauer am nächsten Tag also wieder aus der U-Haft entlassen müssen und bemerken: „Wenn der einen Anwalt hätte, wäre der heute schon frei“.

Die Spur zum roten Alfa findet sich dann in Tschechien wieder, als die dortigen Kollegen bei von Meuffels in München anrufen und mitteilen, dass bei der Flucht vor der Polizei ein junger Mann tödlich verunglückt sei. Letztlich klärt sich auf, dass jener junge Tscheche sich prostituierte und dadurch Teil von Brauers Mordplan wurde. Denn es war doch Brauer selbst, der seiner Frau im Wald auflauerte, sie und ihren Hund tötete, ihren Slip mitnahm und als Frau verkleidet mit dem roten Alfa aus dem Wald fuhr. Anschließend begab er sich zum Straßenstrich, wo er den Tschechen antraf. In dem Auto brachte er diesen durch sexuelle Handlungen bis zum Samenerguss und brachte das Sperma auf Hoffers Slip, welchen er anschließend unter dem Autositz versteckte. Danach wartete Brauer an einer Telefonzelle so lange, bis der (ahnungslose) Tscheche den Alfa stahl. Damit wollte Brauer einem Unschuldigen einen Sexualmord anhängen und gleichzeitig von sich ablenken. Das hätte er auch fast geschafft. Sein einziger Fehler war, die Tat als Szenerie auf seiner Modelleisenbahnplatte zu bauen. Aus strafprozessualer Sicht kann es für den Beschuldigten manchmal besser sein, einfach nur zu schweigen.

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